Statement der FDP: Bestattungswald beerdigt – Neukirchens Parlament zeigt sich uneinsichtig und rückwärtsgewandt
Mit der Entscheidung gegen einen städtischen Bestattungswald hat sich die Mehrheit der Stadtverordneten gegen ein Zukunftsprojekt und gegen den Wunsch von vielen Schwälmern gestellt.
Im Juli 2015 haben wir Freien Demokraten in Neukirchen den Antrag gestellt, einen Bestattungswald im Stadtwald einzurichten und damit das Thema Waldbestattung in die Stadtverordnetenversammlung und in die öffentliche Diskussion der Region gebracht. Aus der Bevölkerung und in der Presse gab es hierzu fast ausschließlich positive Rückmeldungen. Denn es ist klar: Die Bestattungskultur hat sich gewandelt und macht auch vor den Toren der Schwalm nicht halt. Der Trend zur Baumbestattung steigt, 2016 haben sich etwa 10 % der Verstorbenen aus Neukirchen in einem Bestattungswald beisetzen lassen. Dafür mussten sie sich in fremder Erde (z.B. dem Vogelsberg) bestatten lassen – weit ab von Verwandtschaft und Heimat. Die Schwalm ist sozusagen der „weiße Fleck“ ohne Bestattungswald. Dieser Zustand ist unbefriedigend und geht an den Wünschen der Menschen vorbei.
Wir Freien Demokraten sind maßlos enttäuscht über die Kurzsichtigkeit der Mehrheit der Neukirchener Parlamentarier. Hier wird mal wieder an den Wünschen der Bevölkerung vorbei regiert. Nachdem wir den Antrag auf Schaffung eines städtischen Bestattungswaldes vor 2 Jahren eingebracht haben, wurde kontinuierlich mit den anderen Fraktionen am Thema gearbeitet. Um keine Fragen ungeklärt zu lassen, wurde viel Zeit investiert, unter anderem in Sondersitzungen des Haupt- und Finanzausschusses und vielen Arbeitstreffen. Noch nie wurde über die Parteigrenzen hinweg so vorbildlich zusammen gearbeitet. Letztendlich haben wir fraktionsübergreifend und mit der Verwaltung eine Kalkulation aufgestellt, die gezeigt hat, dass sich ein Bestattungswald durch die Stadt wirtschaftlich betreiben lässt. Diese Zahlen wurden auch von keiner Seite angezweifelt. Ein städtischer Bestattungswald hätte zudem für Erträge gesorgt, mit denen man die großen Defizite der Friedhöfe hätte ausgleichen können. So könnten auf lange Sicht die Gebühren sozialverträglich gestaltet werden.
Richtig absurd erscheint das Abstimmungsergebnis aber vor dem Hintergrund der letzten Sitzung im Haupt- und Finanzausschuss. Dort wurde mit großer Mehrheit unserem Antrag zugestimmt (8 gegen 3 Stimmen). Den Sinneswandel einiger Abgeordneter, die auch im persönlichen Gespräch pro Bestattungswald waren und nun ein paar Tage später dagegen gestimmt haben, kann nur politische Gründe haben. Offen hat niemand darüber gesprochen. Hier wurden alle gemeinsamen, konstruktiven Arbeitserfolge dem Fraktionszwang geopfert – so wird der Grundstein für die herrschende Parteienverdrossenheit gelegt. Über Mitgliederschwund und sinkende Wahlbeteiligung braucht sich dann niemand wundern. Wir sind persönlich traurig darüber, dass die Idee eines Bestattungswaldes vor Ort nun beerdigt wurde. Damit wurde nicht nur die Chance auf ein Zukunftsprojekt für die Stadt und die Region verspielt. Viele Schwälmer müssen nun auch weiterhin weite Wege in Kauf nehmen, um einem zutiefst menschlichen Bedürfnis nachgehen zu können – der Trauer um bestattete Angehörige.
Zum Abstimmungsergebnis: SPD und UBL haben geschlossen gegen den Antrag gestimmt. FDP, Grüne und zwei Abgeordnete der CDU stimmten dafür. Der Rest der Stadtverordneten hat sich enthalten, einige CDUler auch mit Nein gestimmt.
Das schreibt die HNA dazu: