Bürgerversammlung: Wenig neue Erkenntnisse

Wenig neue Erkenntnisse brachte die Bürgerversammlung zum Thema „Flüchtlinge in Neukirchen“ am Mittwoch, den 25. November im voll besetzten Atrium der Steinwaldschule, zu der mehr als 300 Besucher gekommen waren.

Vizeregierungspräsident Klüber schilderte zunächst die Gesamtsituation in Hessen und beschrieb die Aufgaben der Erstaufnahmeeinrichtungen (HEAE) und die Verteilung der Flüchtlinge auf Kreise und Gemeinden. Viel mehr als das bisher Bekannte (siehe verschiedene Berichte auf dieser Homepage) konnte er nicht sagen, lediglich die Position des „Platzwartes“ sei geklärt. Objektleiter wird nach seiner Pensionierung der bisherige Eigenbetriebsleiter der Stadt Neukirchen, Heinz Roß. Unklar ist weiter, welche Organisation (DRK, Caritas usw.) die Einrichtung betreiben wird. Fraglich sei auch, ob der angestrebte Belegungstermin der Leichtbauhallen Mitte Dezember eingehalten werden könne, denn es gebe noch immer keine Sanitärcontainer und keine Wasserversorgung. Ersteres ist hauptsächlich der aktuell unvorhersehbar hohen Nachfrage an solchen geschuldet, letzteres ist Teil der Abmachung zur Tilgung von Steuerschulden des Eigentümers. Als „völlig unrealistisch“ bezeichnete Klüber den Zeitplan für die Belegung der Klinikgebäude, die für Mai 2016 geplant sei. Die Situation, sich am Abend möglicherweise einer verunsicherten und zum Teil unzufriedenen Bürgerversammlung gegenüber zu sehen, hatte Klüber offensichtlich unterschätzt. Ein rein technisch schon schlecht vorbereiteter Vortrag war Wasser auf die Mühlen von anwesenden Störenfrieden und Zwischenrufern.

Meinungsäußerungen und Fragen der Anwesenden drehten sich vorwiegend um Fragen der Sicherheit, die große Anzahl der Flüchtlinge, Auswirkungen auf den Tourismus und Diebstähle in den Geschäften. Dem aufmerksamen Beobachter bleibt der Eindruck, dass viele Vorurteile und Bedenken von den Verantwortlichen des Regierungspräsidiums und der Polizei trotz vieler, z.T. gegenteiliger Sachinformationen, nicht ausgeräumt werden konnten. Ein gewisses „Grummeln“ war deutlich zu spüren, was sich durch den Beifall bei manchen Stellungnahmen und Fragen Luft machte. Erfreulicherweise meldeten sich jedoch auch Bürger zu Wort, die mit Ihren Fragen das ehrenamtliche Engagement für die Flüchtlinge vorantreiben wollten. Ebenso wurde darauf hingewiesen, dass die Ankunft von bis zu 500 (später evtl. mehr) Flüchtlingen positiven Einfluss auf den Umsatz der ortsansässigen Unternehmen haben könnte.

Damit es zu einem vernünftigen Miteinander zwischen Einheimischen und den Flüchtlingen, die jeweils für etwa 6 Wochen hier bleiben, kommt, ein Vorschlag der FDP-Neukirchen: Betreiber der Einrichtung, Geschäftsleute, Kommunalpolitiker, Ehrenämtler, Vereine setzen sich an einen Tisch, reden und entwickeln Konzepte. Wie wäre es mit einem „Tag der offenen Leichtbauhallen“ für die Neukirchener bevor die Flüchtlinge kommen?